Worum es hier gehen soll
Was hier präsentiert wird ist eine einfache Übung um tiefer und tiefer in das einzutauchen, was man will. Diese Methode ist kein Hexenwerk und braucht keine komplexe Verknotung des Intellekts. Genau genommen ist sie so einfach, dass sie genau deswegen verfehlt werden könnte. Ich möchte euch diese Übung in diesem Artikel im Detail vorstellen.
Worum es hier nicht gehen soll
Es geht nicht darum, sich zu vervollständigen. Es geht nicht darum, „endlich jemand zu sein“, endlich das Gefühl zu haben, wertvoll oder gut genug zu sein.
In meiner Erfahrung existiert so etwas wie „vollständig werden“ einfach nicht.
Unser Problem und unsere Herausforderung bei den meisten Dingen, die wir tun, ist, dass wir uns selbst mit diesen Dingen identifizieren. Wir bilden eine Person in Gedanken von der wir meinen, wenn wir nur so geworden sind, dann sind wir gut genug. Das ist ganz klar totaler Bullshit. Du kannst einfach nicht vollständig werden, weil du nicht unvollständig sein kannst.
Also geht es niemals darum, dass die Vision dich vervollständigen wird. Du wirst nicht, wenn du deiner Vision nachgehst, endlich jemand sein und endlich dann glücklich sein. Es heißt doch so schön: „Der Weg ist das Ziel“. Wenn der Weg das Ziel ist, dann gibt es so etwas wie ein Ziel gar nicht. Also gibt es auch keine Zukunft in der man ankommen könnte. Du bist JETZT bereits angekommen.
Warum soll man denn dann überhaupt nach so etwas wie einer Vision schauen und warum ihr nachgehen, wenn doch sowieso alles vollständig ist? Ganz einfach: Weil es Freude bereitet. Es bereitet Freude das zu tun, was Freude bereitet zu tun. Logisch, oder? :-)
Fakt ist: Wenn du die Vision benutzt um glücklich zu „werden“, dann wird sie Stress verursachen. Und das ist auch gut so. Es ist das Signal deines Körpers, dass du in Richtung einer Fata Morgana läufst. Wenn du aber zum Mozart geboren bist und nun für dich entdeckst, dass dir Klavier spielen Freude bereitet, dann kann dir genau diese Übung, die ich dir vorstellen möchte, dabei helfen.
Eins noch vorab
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Es ist natürlich offensichtlich, dass hier nicht eine Übung präsentiert wird, wodurch man plötzlich der ultimative Visionscoach wird.
Was hier dargestellt werden soll, ist eine gute Übung und ein paar nützliche Gedanken, mit denen man sich selber und andere Menschen dabei begleiten kann sowohl die Vision zu finden, als auch ihr immer tiefgründiger nachzugehen.
Die Wahrheit ist nämlich, dass es da gar kein Geheimnis gibt!
Die Begleitung ist ganz einfach. Es entstehen natürlich nicht jedes mal magisch-tiefgründige Heureka-Erlebnisse, und doch sind diese Übungen einfache Werkzeuge, um Stück für Stück mehr und mehr über sich und die eigene Vision herauszufinden. Ich sehe hier auch kein Ende des Potenzials der Übung. Es kommt nicht der Punkt, an dem man sagen könnte: „So, ab hier bringt die Übung nichts mehr.“ Sie hilft einem einfach immer weiter.
Die Rolle des Begleiters
Denke gar nicht erst daran, dass du als Begleiter derjenige sein wirst, der für die andere Person die Antworten findet. ;-) Du nutzt einfach einladende Fragen, welche der begleiteten Person helfen, selbst in einen Prozess zu gehen und du erlaubst der Person, dass ihr die Antworten „einfallen“.
Der Zugang zum Finden der Antworten
Tatsächlich ist es so, dass nicht aktiv nach den Antworten gesucht wird. Es werden keine Schlussfolgerungen gezogen. Es werden keine Kausalketten gebaut. Es existiert bei dieser Übung nicht so etwas wie „Da du X machen willst, solltest du nun Y machen. Das ist ja logisch“. Es ist viel mehr so, dass man sich die Fragen stellt, die ich euch gleich vorstelle und man erlaubt sich dann in eine Pause zu gehen und zu warten. Man bleibt einfach still. Und man wartet. Nichts muss auftauchen, und alles darf auftauchen.
Die Übung
Du fühlst dich vielleicht vor den Kopf gestoßen, wenn du hörst, wie einfach die Übung ist.
Das Wichtige ist hierbei als Begleiter mitzuschreiben und der anderen Person die Zeit zu geben, die sie sich wünscht.
Wenn du Vorschläge machen möchtest, dann frag die Person vorher, ob sie diese überhaupt hören möchte: „Ich hätte einen Vorschlag. Magst du ihn hören?“ Ob die begleitete Person nun „ja“ oder „nein“ oder „noch nicht“ antworten wird, ihre Antwort ist genau die Richtige, denn es ist ihr Prozess.
Und nun wirklich zur Übung.
Schritt 1:
Man klärt für sich, was denn die Herausforderung ist. Also man findet erstmal heraus, WORAN man überhaupt arbeiten will.
Weiß man noch gar nicht, was man will?
Möchte man die eigene Vision erst noch finden?
Möchte man erstmal herausfinden, was man überhaupt mit großer Freude macht?
Möchte man erstmal wissen, was man überhaupt sein, haben und tun möchte?
Weiß man bereits, was man will, nur nicht wie man die Vision angehen soll?
Möchte man reiten lernen?
Möchte man sich selbstständig machen?
Gehört es zur Vision, dass man eine Weltreise machen möchte?
Möchte man ein Buch schreiben?
Einen Videokanal einrichten?
Schritt 2:
Man formuliert genau diesen Wunsch in eine W-Frage um. So einfach. :-)
„Wie kann ich … ?“ oder „Was kann ich tun um ... ?“ sind die gängigsten Fragen, die ich verwende.
Manchmal funktioniert auch „Wo kann ich am besten … ?“ Im Grunde gibt es viele Möglichkeiten. Es geht vor allen Dingen darum, dich aus der „Ob“-Haltung herauszuholen. Die Frage ist nicht, ob dies oder jenes möglich ist oder das Schicksal es dir vergönnt hat. Die Frage ist nur noch Wie? Was? Wer? Wo? Bis wann?
Also hier die Sätze von oben in W-Fragen umformuliert:
Weiß man noch gar nicht was man will, dann kann man fragen:
Wie finde ich meine Vision?
Was bereitet mir Freude zu tun?
Was möchte ich sein, haben und tun?
Weiß man bereits, was man will, nur nicht wie man die Vision angehen soll, dann kann man fragen:
Was kann ich tun, um reiten zu lernen?
Wie mache ich mich selbstständig?
Was brauche ich, um eine Weltreise zu machen?
Wie kann ich ein Buch schreiben?
Was kann ich tun, um einen Videokanal einzurichten?
Der wichtigste Part. Schritt 3
Hier wird’s nun wirklich wichtig. Das ist der Part, den diejenigen, die diese Übung nur lesen und nie machen, sehr wahrscheinlich nicht verstehen werden.
Es geht wirklich um das Warten. Hilf der Person, die begleitet wird, sich zu entspannen. Frag sie z.B. ob sie die Augen schließen möchte und vielleicht auch drei tiefe Atemzüge nehmen will. Dann stelle ihr die W-Frage, die sie sich ausgewählt hat. Und nun wartet.
Hier kommt der Punkt, an dem wir die Stille arbeiten lassen. Oder das Unterbewusstsein. Notiere als Begleiter die Antworten, die die Person gibt. Lade sie dann weiter ein nochmal hinzuschauen. Du kannst sagen „Erlaube dir nochmal still zu werden und schau, welche Antworten noch kommen. Was kannst du noch tun, um selbstständig zu werden?“ Die Übung darf gerne 10 Minuten oder länger gehen. Oder ihr schaut, dass ihr auf jeden Fall so lange an der Übung dran bleibt, bis 20 Antworten notiert wurden. Manchmal werdet ihr nach drei Antworten denken „Wie soll man denn jetzt noch 17 weitere finden?“ und doch kommen die weiteren Antworten. Wenn man still bleibt.
Manchmal kann es hilfreich sein, wenn die begleitete Person hin und wieder ein paar Atemzüge zählt. Der Begleiter könnte einladend sagen „Beobachte deinen Atem. Richte deinen Fokus auf ihn.“ und nach 10-15 Sekunden fragt er einfach „Und was kannst du noch tun, um selbstständig zu werden?“ und dann wird wieder gewartet.
Ihr werdet mit dieser Übung an einen Punkt kommen, an dem es nicht mehr darum geht, dass man nicht weiß, was man denn tun soll um erfolgreich seiner Vision nachzugehen, sondern ihr mehr als genug Wissen darüber habt, was ihr tun könnt.
Und noch ein ganz einfacher Tipp am Ende: Vielleicht hat die begleitete Person nun das Gefühl vor einem riesigen Berg von ToDo's zu stehen. :-) Das ist in Wirklichkeit eine Illusion, weil es immer nur ein ToDo gibt, aber trotzdem kann es in der mentalen Welt so aussehen.
Die W-Frage, die ihr nun im nächsten Schritt stellen könntet wäre z.B. „Welche ToDo's sind jetzt dran?“ oder „Mit welchen ToDo's möchtest du beginnen?“ und man wartet bis eine, zwei oder drei Antworten auftauchen.
Nun, wie wichtig ist überhaupt der Begleiter?
Kann man das denn nicht alles auch alleine machen? Absolut. Man kann sich für eine W-Frage einfach ein Blatt Papier und einen Stift nehmen, oder man nimmt sich den Laptop und geht die Übung alleine durch. Ich tue dies auch immer wieder. Gleichzeitig merke ich einfach, dass ein Begleiter wie ein „Visionspartner“ funktioniert. Außerdem kann ich mich zurücklehnen und muss nicht schreiben. Das unterstützt den Tiefgang und die Empfänglichkeit für das „Einfallen“ der hilfreichen Antworten. Es tut gut einen Visionsbuddy zu haben oder gar mehrere und sich einmal die Woche per Videotelefonie oder auch persönlich zu treffen und unter anderem diese Übung durchzugehen, um tiefer in das einzutauchen was getan werden möchte.
Wie sehr kommen Fähigkeiten vom Begleiter überhaupt zur Geltung?
Sehr. Auf der einen Seite behaupte ich ja, er möge sich bei der ganzen Übung zurücknehmen, auf der anderen Seite heißt das aber nicht, dass er gar nichts sagen soll. Viele schätzen es auch, wenn man teilt, was einem als Begleiter auffällt. Und da man vielleicht sogar als Außenstehender etwas über den Tellerrand hinaus schauen kann, kommen dabei nützliche Tipps zur Geltung. Gleichzeitig hilft auch die Intuition des Begleiters um zu schauen, ob überhaupt eine wirkliche Antwort gegeben wurde oder ob eine konkretere Unterfrage Sinn machen könnte.
Wie oft und wie lange sollte man die Übung durchführen?
Du kannst die Übung natürlich täglich durchführen. Mein ganz persönlicher Tipp ist, du nimmst dir morgens nach dem Meditieren 10min Zeit. Hast du dich bereits für eine W-Frage entschieden, dann ist ja alles klar und du kannst einfach anfangen. Hast du noch keine W-Frage, kannst du dich fragen „Was möchte ich tun?“, „Was bereitet mir Freude zu tun?“ usw. Hast du noch eine W-Frage vom letzten Tag offen, so setz dich wieder an die gleiche Frage bis du 20 Antworten hast. Springe lieber nicht ungeduldig von der einen W-Frage zur nächsten. Es gibt kein Rennen zu gewinnen. Bleibe bei einer W-Frage. Wenn es dich immer wieder früh zu der nächsten reißt, kannst du dir die anderen W-Fragen einfach notieren und sie dann wieder loslassen, um dich auf deine aktuelle Frage konzentrieren.
Wenn ihr beim Wählen einer W-Frage Unterstützung sucht, dann schreib mir gerne einen Kommentar. Gerne können wir auch eine Session vereinbaren und gemeinsam schauen, was gefunden werden möchte. :-)
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