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„Sie sollte mich nicht niedermachen“ – ein politischer Dialog mit Daniel. Teil 3. 13 Jahre alt.



Es geht weiter. Wir haben die beiden ersten Situationen (Teil 1 und 2) reflektiert und "ausgefühlt" und wir konnten weiter gehen in die noch ältere Situation.

M: ...Sehr gut, Daniel. Wenn diese Situation für dich rund ist gehen wir weiter. Bist du soweit?
D: Ja, das passt gut.
M: Wie lautet die noch ältere Situation in der du 13 warst? Beschreibe sie nochmal kurz und schaue wie der stressige Gedanke in dem Moment lautete?
D: In der 7. Klasse. Nach dem Unterricht. Ich stehe an der Tafel mit ein paar Schülern und der Lehrerin. Sie keift mich an. Mein stressiger Gedanke lautet „sie sollte mich nicht niedermachen“
M: Und ist dieser Gedanke wahr?
D: Ja
M: Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass dieser Gedanke in dem Moment wahr ist?
D: Nein
M: Wie reagierst du, was passiert dann durch die Identifikation mit dem Gedanken? Wenn du den Gedanken glaubst, wie reagierst du dann dadurch?
D: Ich seh mich als Opfer versuche aber noch gerade zu stehen. Ich kämpfe dagegen an. Aber irgendwie klappt es nicht und der Glaube das Opfer zu sein legt sich über mich.
M: Was spürst du im Körper?
D: Ich bin traurig. Es fühlt sich an als sei da ein Loch im Bereich des Solarplexus. Ich bin nach vorn gebückt. Kopf leicht nach unten.
M: Was hast du damals vermeintliches über dich gelernt? Was hast du damals über dich geglaubt?
D: Ich schon wieder. Das Opfer. Ich werde ungerecht behandelt.
M: Und lass uns auch hier mal genauer hinschauen. Nimm dir einen Moment und fühl was du fühlst. Lass die Körperempfindungen und diese Gedanken, die du über dich hast für einen Moment ganz da sein. Tauchen dann noch weitere Bilder aus der Vergangenheit auf?
D: Ja. Ich bin in der Küche. Es sind viele aus der Familie da. Und es ist Kriegszeit. Ich bin 5 Jahre alt und in meinem Heimatland.
M: Sehr gut, dass du diese alte Situation in dir gefunden hast. Ist es ok erstmal mit dem Moment fortzufahren bei dem deiner Lehrerin gegenüberstehst? Die Situation als du 5 warst schauen wir uns dann später an.
D: Ja, das ist in Ordnung.
M: Also gut. In der Situation in der du 13 Jahre alt warst und bei der du deiner Lehrerin gegenüber standest. Wer wärst du in der Situation ohne den stressigen Gedanken „sie sollte mich nicht nieder machen“? Schau was ohne die Identifizierung mit dem stressigen Gedanken anders gewesen wäre, während aber die Lehrerin weiterhin sagt was sie eben sagt.
D: Ich wäre so viel demütiger. Ich erkenne, dass das von mir respektlos war, was ich kurz vorher gesagt hatte. Ich sagte „den Dreck da macht einfach die Putzfrau weg“. Ich hätte die Konsequenz, die die Lehrerin auf mich angesetzt hat, auf jeden Fall angenommen.
M: Wie fühlt sich das an demütiger zu sein und die Konsequenz annehmen zu können?
D: Fühlt sich kraftvoll und richtig an
M: Wie fühlst du dich ohne den stressigen Gedanken im Körper?
D: Ich fühl mich größer. Das Gefühl durchzieht den ganzen Körper, ist aber hauptsächlich in der oberen Hälfte des Oberkörpers. Auch im Kopf.
M: Wozu bist du in der Lage in der Situation ohne den stressigen Gedanken?
D: Bodenständiger zu reagieren. So nach dem Motto „ok, ich sehe meinen Fehler und nehme die Strafe an“.
M: Wie behandelst du dich selber ohne den stressigen Gedanken?
D: Frei. Ich bin gut zu mir. Ich mache mich auch nicht mehr gedanklich nieder.
M: Und wie behandelst du die Lehrerin ohne den stressigen Gedanken?
D: Naja, ich nehme sie trotzdem schon noch wahr wie eine Frau, die etwas überreagiert. Aber ich behandel sie ganz normal und ich gebe ihr ja auch gleichzeitig recht. Die Situation ist einfach nichts besonderes. Ich behandel sie innerlich freundlich.
M: Und lass uns zumindest durch eine Umkehrung gehen. Welche fällt dir ein zu dem ursprünglichen stressigen Gedanken „sie sollte mich nicht nieder machen“?
D: Ich sollte mich nicht nieder machen
M: Und warum ist das wahr oder wahrscheinlich sogar wahrer als der stressige Gedanke?
D: 1. um ihren Standpunkt verstehen zu können. Sie hat nämlich auch recht. 2. weil ich dann nicht den ganzen Tag hinweg genervt bin. 3. ich muss mir nicht den Schuh anziehen jemand zu sein, der nieder gemacht wurde und ich muss das innerlich nicht fortsetzen und mich innerlich nicht weiter anschreien. Ich darf frei sein und im Moment leben. Und als 13jähriger trotzdem dann einfach im nächsten Moment mit meinen Freunden Spaß haben, ohne inneren Ballast in mir tragen zu müssen.


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